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(Nur) sie sind der einzige Kontakt zur Straße

Reifen werden zumeist kaum beachtet – ein unter Umständen schwerwiegender Fehler, denn immerhin sind sie die einzige Verbindung des Fahrzeugs mit der Straße. Dementsprechend steigt das Unfallrisiko, wenn der Luftdruck nicht stimmt, das Profil abgefahren oder ein Reifen irgendwie beschädigt ist, beispielsweise durch einen Nagel. Selbst das Alter der Pneus hat Auswirkungen auf die Fahreigenschaften. Grund genug also, die Gummis (regelmäßig) zu inspizieren – und zwar auch dann, wenn ein Reifendruck-Kontrollsystem im Auto vorhanden ist.

Seit dem Jahr 2014 müssen alle Neuwagen, die innerhalb der EU verkauft werden, mit einem Reifendruckkontroll-System ausgestattet sein. Doch diese Systeme bieten unter Umständen eine trügerische Sicherheit. Denn es gibt nicht nur die Systeme mit den direkten Sensoren an der Felge, die genau den Luftdruck messen und im Display des Autos anzeigen. Zulässig sind nämlich auch indirekt messende Reifendruck-Kontrollsysteme.

Diese indirekten Systeme erkennen nur die Veränderungen im Abrollverhalten und zwar mithilfe der Drehzahlsensoren des Fahrzeugs. Deshalb sind sie ungenauer als die direkten Systeme. Außerdem müssen diese indirekten Systeme bei jeder Änderung an den Rädern neu initialisiert, also angelernt werden – und zwar mit den genau vorgeschriebenen Reifendruckwerte. Sonst kann es sein, dass man mit einem zu niedrigen oder zu hohen Reifendruck unterwegs ist und das System dies nicht erkennt.

Viele nehmen es (zu) locker

Insgesamt lässt das Prüfverhalten der Autofahrer bei den Reifen zu wünschen übrig. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine repräsentative Onlineumfrage des Marktforschungs-Instituts GfK SE, die vom Reifenhersteller Continental in Auftrag gegeben wurde, Befragt wurden 1.001 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren im Zeitraum vom 13. bis 16. April 2023.

Ein Ergebnis ist, dass gerade einmal rund ein Drittel (32,4 Prozent) der befragten Autofahrer, den Reifendruck mindestens einmal im Monat überprüft. Auch bei der Profiltiefe nehmen es viele locker: So prüfen nur knapp 20 Prozent die Reifenprofiltiefe nach maximal 6.000 gefahrenen Kilometern. Die Mehrheit, nämlich 34 Prozent der Befragten, kontrolliert die Profiltiefe der Reifen gar nicht, sondern überlässt dies der Werkstatt beispielsweise im Rahmen des saisonalen Reifenwechsels.

„Die Autoreifen sind die einzigen Bestandteile eines Fahrzeugs, die den Kontakt zur Straße halten. Die Kontaktfläche ist dabei nicht größer als eine Postkarte. Deshalb müssen die Reifen in gutem Zustand sein“, verdeutlicht Andreas Schlenke, Reifenexperte beim genannten Hersteller, und ergänzt: „Die Profiltiefe und der Reifendruck bestimmen die Funktionsfähigkeit der Reifen und sind damit die Grundlage für sicheres Fahren.“

Reifenluftdruck zu niedrig oder zu hoch

Der richtige Luftdruck ist ein entscheidendes Kriterium für die Fahrstabilität. Ist dieser zu niedrig, verlängert sich der Bremsweg. Außerdem nimmt die Lenkpräzision ab. Gleichzeitig steigt der Spritverbrauch und die Reifen verschleißen schneller. Ein zu hoher Reifenluftdruck ist auch nicht sinnvoll: Hier verringert sich die Reifenauflagefläche und in der Folge verlängert sich der Bremsweg. Zudem verschleißt der Reifen schneller, da sie ungleichmäßig abgenutzt werden.

Die besten Fahreigenschaften erreicht man mit einem optimalen Reifenluftdruck. Wie hoch dieser ist, hängt vom Fahrzeug, der Reifengröße und dem Beladungszustand ab. In der Bedienungsanleitung finden sich die Details; oftmals fasst ein Aufkleber an oder in der Türe beziehungsweise in der Tankklappe dies auch noch einmal zusammen.

Grundsätzlich sollte der Reifendruck nur bei kalten oder handwarmen Reifen gemessen werden. Wer nämlich bei einem heißen Reifen den Luftdruck misst, bekommt höhere Werte angezeigt. Lässt man nun Luft ab, riskiert man, dass der Reifenluftdruck nach dem Abkühlen des Reifens zu niedrig ist.

Die Profiltiefe und das Reifenalter

Die gesetzlich festgelegte Mindestprofiltiefe für Autoreifen beträgt 1,6 Millimeter. Erfüllt ein Reifen diese Anforderung nicht (mehr), gilt er als nicht verkehrssicher. Viele Experten halten diesen Wert aber für zu niedrig und empfehlen für Sommerreifen eine Mindestprofiltiefe von drei Millimetern und für Winterreifen mindestens vier Millimeter. Hintergrund: Reifen mit weniger Profil haben einen längeren Bremsweg und bei Regen steigt die Aquaplaning-Gefahr.

Tipp: Mit einer Ein-Euro-Münze kann jeder die Profiltiefe selbst überprüfen, denn der goldene Rand dieser Münze ist drei Millimeter breit – so lässt sich schnell feststellen, ob das Profil der Sommerreifen noch ausreicht.

Zudem sollte man auch das Reifenalter checken, denn ältere Reifen werden spröde. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) empfiehlt deshalb, Reifen spätestens nach zehn Jahren zu ersetzen – unabhängig von der Profiltiefe.

Doch wie alt ist der Reifen? Das lässt sich den letzten vier Ziffern der sogenannten DOT-Nummer – DOT steht für „Department of Transportation“ – auf der Reifenflanke entnehmen. Die Produktionswoche ist die erste der beiden Zahlen, die beiden letzten Zahlen stehen für das Jahr. Ein Reifen mit der Aufschrift DOT A3CD EF3H 2422 wurde beispielsweise in der 24. Kalenderwoche im Jahr 2022 hergestellt.

Beschädigungen am Reifen

Neben dem Reifenluftdruck, der Profiltiefe und dem Alter sollte man auch den Reifen selbst kontrollieren, also auf Beschädigungen hin untersuchen. Ist der Reifen beispielsweise beschädigt, weil man den Randstein touchiert hat, sollte eine Fachwerkstatt kontrollieren, ob dieser (und gegebenenfalls die Felge) ersetzt werden muss. Auch wenn ein Nagel oder ein anderes Teil sich in das Profil gebohrt hat, sollte man den Rat von Experten suchen. Das gilt auch für Risse oder Beulen.

Noch ein Tipp: Kontrollieren Sie alle fünf Reifen. Fünf? Genau, denn das Reserverad verdient auch Beachtung. Es ist nämlich ausgesprochen ärgerlich, wenn man wegen einer Reifenpanne liegen bleibt und das Reserverad genau dann, wenn man es brauchen würde, keine Luft hat.

Die Experten des DRV raten dazu, bei jedem zweiten Tankstopp die Reifen und den Reifendruck sowie das Profil zu kontrollieren, „denn letztlich ist jeder Reifen nur so gut, wie er gewartet ist.“