News
Blitzatlas 2022: Wo es am häufigsten geblitzt hat
Die meisten Einschläge gingen im vergangenen Jahr in Kempten im Allgäu nieder, die wenigsten in Brandenburg an der Havel, wie eine Datenauswertung der gemessenen Blitzeinschläge belegt. Wie auch im Vorjahr war 2022 der Juni erneut der Monat mit den meisten Entladungen. Insgesamt hat sich die Einschlagsaktivität zwar fast halbiert. Allerdings wurden durch die Blitze an Gebäuden und am Hausrat Schäden im dreistelligen Millionenbereich verursacht.
Der Blitz-Informationsdienst der Siemens AG (Blids) hat den „Blitzatlas 2022“ vorgelegt. Seit 1991 werden hier Blitzeinschläge auf der Erde durch Wolke-Erde-Blitze erfasst. Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 242.000 Einschläge registriert. Verglichen mit dem Vorjahr, in dem 491.000-mal Wolke-Erde-Blitze registriert wurden, waren es beinahe nur halb so viele.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hatte unlängst berichtet, dass der Schadendurchschnitt ebenso wie die Anzahl der Schäden durch Blitzeinschläge im vergangenen Jahr gesunken waren. Dennoch lag der versicherte Schaden durch Blitzeinschläge im letzten Jahr nach vorläufigen Zahlen immer noch bei rund 170 Millionen Euro.
Die Höhe der gesamten Blitzschäden, also zusätzlich der Schäden, die nicht über eine entsprechende Versicherungspolice abgesichert waren, dürfte noch deutlich höher liegen.
Die „Blitz-Hauptstadt“ befindet sich im Allgäu
Die Blitze werden mittels Antennen an rund 155 Messtationen in Europa erfasst. Nach Angaben des Betreibers kann so auf 50 Meter genau ermittelt werden, wo gerade ein Wolke-Erdblitz eingeschlagen ist. Die Daten werden dann in einer Zentrale gesammelt. Daraus erstellt der Herausgeber der Blitzstatistik unter anderen eine regionale Karte.Die meisten Entladungen ereigneten sich im Juni – ebenso wie im Vorjahr. In diesem Monat zerrissen 66.000 grelle Zacken den stürmischen Himmel. Es war jedoch der 26. August, der besonders blitzreich war: An diesem Tag schlugen ganze 26.000 Blitze ein.
Die „Blitz-Hauptstadt“ befindet sich im Allgäu
Die Spitzenposition unter den Bundesländern nimmt Bayern ein. Deutschlands Blitz-Hauptstadt heißt Kempten im Allgäu. Dort ermittelte Siemens eine Blitzdichte von 2,4 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Dahinter folgt das Ostallgäu mit 2,2 Erdblitze. Garmisch-Partenkirchen kommt auf 2,0 Einschläge und belegt damit Platz drei.Am Ende des Blitz-Rankings steht Brandenburg an der Havel mit einer Blitzdichte von 0,04 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Dort gab es nur zehn Einschläge auf 228,43 Quadratkilometer. Dem folgt der Kreis Hof in Bayern mit einer Dichte von 0,07 und das niedersächsische Oldenburg mit 0,14 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer.
Landeshauptstädte mit der höchsten Blitzdichte
Wer in München wohnt, hat im Ranking der Landeshauptstädte im vergangenen Jahr die meisten Blitze erlebt. Hier ergab sich eine Dichte von 1,51 Entladungen pro Quadratkilometer. Dem folgen Potsdam mit 1,20 und Stuttgart mit 1,15 Blitzeinschlägen je Quadratkilometer.Kaum einen Blitz gesehen wiederum haben die Magdeburger. Dort lag die Dichte bei 0,15 Einschlägen je Quadratkilometer, das waren 31 Blitze verteilt auf 202,39 Quadratkilometer. Erfurt wies eine Blitzdichte von 0,19 auf, gefolgt von Saarbrücken mit 0,30 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer.
In der Betrachtung der Blitzdichte im Zeitraum von 1991 bis 2022 war übrigens die Landeshauptstadt des nördlichsten Bundeslandes jene mit der geringsten Blitzdichte: Kiel kommt auf einen über all diese Jahre ermittelten Wert von 0,74 Blitzeinschlägen je Quadratkilometer und liegt damit noch vor Bremen mit 0,91 Blitzentladungen pro Quadratkilometer.
In fünf Monaten blitzte es im fünfstelligen Bereich
Der Juni war mit seinen 65.969 Einschlägen der Monat, in dem es die häufigsten Wolke-Erde-Blitze gab. Aber auch in anderen Monaten traten reichlich Entladungen auf. Der August kam auf 51.535 Erdblitze. Im Mai schlug der Blitz 46.549-mal ein. Der Juli kam immerhin auf 31.040 Blitzeinschläge und auch der September war mit 28.632 Blitzentladungen fünfstellig.Im März wiederum wurden gerade einmal 49 Blitze in der Summe gezählt. Der November war mit 108 Blitzen dabei und im Dezember kam es zu 119 Entladungen.
„Das Jahr 2022 verzeichnete die niedrigsten Blitzereignisse der letzten 30 Jahren. Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad. Diese Zeit ist üblicherweise die beste Zeit für Gewitter. Doch die Niederschlagsmenge lag deutlich unter dem Sollwert“, wie Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens betont.
Finanzielle Absicherung bei Blitzschäden am Hab und Gut
Tipps, wie man sich selbst und sein Hab und Gut vor einem Blitz und dessen Folgen schützen kann, enthält das Webportal www.vor-blitzen-schuetzen.eu/de des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V. (VDE). Allerdings sollte man sich auch im Klaren darüber sein, dass es keinen hundertprozentigen Schutz vor Blitzschäden gibt.Im Rahmen einer Gebäudeversicherung lassen sich jedoch Schäden an der versicherten Immobilie, die durch einen direkten Blitzeinschlag oder durch Überspannungsschäden infolge eines Blitzschlages entstehen, absichern. Blitzschäden am Hausrat können mit einer Hausratversicherung abgesichert werden. In manchen Hausrat- und in älteren Gebäude-Policen sind Überspannungsschäden jedoch oftmals nicht automatisch versichert, lassen sich aber optional in die Policen miteinschließen.
Wenn ein Auto durch einen Blitzschlag beschädigt wird, übernimmt eine bestehende Teilkasko-Versicherung – die in der Kfz-Versicherung als Einzelschutz oder im Rahmen einer Vollkasko versicherbar ist – die Reparaturkosten abzüglich einer eventuell vereinbarten Selbstbeteiligung. Wer sichergehen möchte, dass er gegen Blitzschäden bestmöglich abgesichert ist, sollte seinen bestehenden Versicherungsschutz von einem Versicherungsfachmann überprüfen lassen.