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Gesundheitsprobleme führen besonders häufig in die Schuldenfalle

Eine neue Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen beleuchtet die Situation der Überschuldung in Deutschland und zeigt auf, was die Hauptursachen für finanzielle Schwierigkeiten sind. Ein zentrales Ergebnis ist, dass mittlerweile anteilig mehr Personen durch gesundheitliche Probleme in die Schuldenfalle geraten als durch einen Jobverlust. Es gibt jedoch einige Präventivlösungen, damit die Finanzen auch in Notsituationen nicht außer Kontrolle geraten.

Wer mit seinem Einkommen und Vermögen über einen längeren Zeitraum seinen finanziellen Verpflichtungen sowie seinen Lebensunterhalt trotz Reduzierung seines Lebensstandards nicht begleichen kann, gilt als überschuldet. Seit dem Jahr 2008 erstellt das Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (Iff) jedes Jahr einen Überschuldungsreport auf Grundlage anonymisierter Daten von 114 Schuldnerberatungsstellen aus fast allen Bundesländern.

Für die neuste Studie wurden ab 2008 insgesamt 194.435 Beratungsfälle, davon 23.954 vom Jahr 2023 ausgewertet. Die Studie zeigt unter anderem, welche Ursachen häufig zu einer Überschuldung geführt haben. Neuer Platz eins der Überschuldungsursachen sind mit 18,8 Prozent gesundheitliche Probleme, ausgelöst durch Krankheit (17,5 Prozent), Sucht (5,3 Prozent) und Unfälle (0,4 Prozent). Der Anteil veränderte sich im Vergleich zur vorangegangenen Studie nicht.

Arbeitslosigkeit nun zweithäufigster Überschuldungsgrund

Der zweithäufigste Auslöser für eine Überschuldung mit 17,5 Prozent der Fälle ist eine eingetretene oder bestehende Arbeitslosigkeit der Betroffenen. In allen bisherigen IFF-Studien war dies bisher immer der Hauptgrund. In der letzten Studie lag der Anteil mit 19,7 Prozent noch deutlich höher.

Der dritthäufigste Überschuldungsgrund mit insgesamt 11,8 Prozent war laut aktuellem Report eine Trennung beziehungsweise Scheidung (10,2 Prozent) oder der Tod des Ehepartners (1,6 Prozent).

Ebenfalls im zweistelligen Bereich, nämlich bei anteilig 11,3 Prozent der Fälle, sind die finanziellen Probleme auf ein falsches Konsumverhalten (8,3 Prozent) sowie eine unwirtschaftliche Haushaltsführung (3,0 Prozent) zurückzuführen. Bei 10,5 Prozent der Betroffenen wurde die Schuldenmisere durch ein zu niedriges Einkommen und in 8,5 Prozent der Fälle durch eine gescheiterte Selbstständigkeit verursacht.

Besonders häufig betroffen: Alleinlebend und mittleren Alters

Die anteilig meisten ratsuchenden Schuldner, nämlich fast 22,0 Prozent, waren zwischen 30 und 39 Jahre alt. Danach folgen die 40- bis 49-Jährigen mit einem Anteil von knapp 18,0 Prozents sowie die 20-bis 29-Jährigen mit 14,9 Prozent.

Zudem zeigt sich, dass unter den Schuldnern besonders viele Alleinstehende, nämlich anteilig 59,4 Prozent, sind. Weitere 22,8 Prozent waren Paare und 13,3 Prozent Alleinerziehende. Zudem zeigt sich auch, dass mehr Paare mit Kindern (53,2 Prozent) die Schuldnerberatung konsultieren als kinderlose Paare (32,5 Prozent).

„Anders als in Partnerschaft lebende Personen müssen finanzielle Notsituationen von Alleinstehenden auch allein gestemmt werden. Beispielsweise müssen alle Lebenshaltungskosten aus einem einzigen Einkommen bestritten werden“, so die Begründung in der Studie, warum gerade diese Personengruppe besonders häufig von einer Überschuldung betroffen ist.

Weiter heißt es in der Studie: „Noch stärker betrifft dies Alleinerziehende. Die Bewältigung finanzieller Belastungen ist daher für einen alleinerziehenden Elternteil mit einem höheren Überschuldungsrisiko verbunden. Vor diesem Hintergrund überrascht, dass mit 13,3 Prozent alleinerziehende Mütter (81,9 Prozent) und alleinerziehende Väter (18,1 Prozent) die prozentual kleinste Gruppe in der Beratung ausmachen.“

Jeder zwölfte Erwachsene ist überschuldet

Laut dem Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, der unter anderem auf Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) basiert, galten hierzulande letztes Jahr hierzulande rund 5,56 Millionen Personen als überschuldet. Anteilig waren es knapp 8,2 Prozent der ab 18-jährigen Einwohner und damit jeder zwölfte Erwachsene in Deutschland.

Insgesamt hatten mehr Männer als Frauen finanzielle Probleme. Konkret traf dies auf 3,43 Millionen Männer (10,1 Prozent der männlichen Einwohner) und 2,22 Millionen Frauen (6,3 Prozent aller weiblichen Einwohner) zu.

Finanzielle Vorsorge

Wer sicherstellen möchte, dass er auch in Krisenzeiten nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommt, kann einige Risiken, die häufig zu einer Überschuldung führen, bereits im Voraus absichern. Dies sollte am besten frühzeitig erfolgen. Denn zum einen sind gewisse Absicherungen in jungen Jahren um einiges günstiger, zum anderen weiß man nie, wann ein Ereignis eintrifft, das zu Geldproblemen führen kann.

So lässt sich eine plötzlich eintretende Krankheit oder ein Unfall nicht vorhersehen. Allerdings ist das Risiko einer dadurch verursachten Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit unzureichend oder gar nicht durch die gesetzliche Sozialversicherung abgedeckt. Um im Fall des Falles nicht auch noch finanziell unter Druck zu geraten, empfiehlt es sich, frühzeitig mit einer privaten Erwerbs- oder auch Berufsunfähigkeitsversicherung vorzusorgen.

Um sicherzugehen, dass die Angehörigen wie Ehepartner und Kinder auch nach dem eigenen Tod finanziell abgesichert bleiben, ist der Abschluss einer Hinterbliebenenabsicherung in Form einer Risiko- oder auch Kapitallebensversicherung sinnvoll. Eine solche Police zahlt an die Hinterbliebenen beziehungsweise an die im Vertrag festgelegte Person im Todesfall die vereinbarte Versicherungssumme.

Neben dem Todesfallschutz bietet eine Kapitallebensversicherung zudem die Möglichkeit, sich ein Finanzpolster beispielsweise für das Alter zuzulegen. Wer wie bei einer Baufinanzierung einen größeren Kredit aufnimmt, sollte darauf achten, dass die Finanzierung auch für den Fall einer Berufs- oder Arbeitsunfähigkeit, einer Arbeitslosigkeit oder im Todesfall abgesichert ist. Möglich ist dies mithilfe einer sogenannten Restschuld- oder Restkreditversicherung.

Informations- und Anlaufstellen

Einige Versicherer bieten in unterschiedlichen Versicherungssparten eine optionale Vereinbarung an, dass beispielsweise im Falle einer Berufsunfähigkeit oder einer unverschuldeten Arbeitslosigkeit keine Versicherungsprämie für eine gewisse Zeit zu zahlen ist.

Zudem stellt die Versicherungswirtschaft diverse Möglichkeiten zur Verfügung, teils sogar mit staatlicher Unterstützung, Geld für unvorhergesehene Ereignisse, für bestimmte Ziele oder auch für das Alter anzusparen. Ein Beratungsgespräch mit einem Versicherungsexperten hilft bei der Suche nach der individuell passenden Vorsorgelösung.

Wer bereits in finanziellen Schwierigkeiten steckt, kann sich im Webauftritt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. informieren. Interessierte finden diverse Hintergrundinformationen und Adressen zu seriösen landesweiten Schuldnerberatungsstellen. Entsprechende Anlaufstellen können auch über das Sozialamt erfragt werden.