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Lebenserwartung in Deutschland geht weiter erheblich zurück

Laut einer aktuellen Studie belegt Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung der Bürger mittlerweile den letzten Platz im Vergleich zu 14 Ländern in Westeuropa. Im Vergleich zu den Einwohnern der Schweiz sterben die Bürger hierzulande im Schnitt fast drei Jahre früher. Insbesondere eine gesunde Lebensweise, aber auch eine verbesserte Prävention und Früherkennung könnten laut Experten den Negativtrend aufhalten.

Deutschland gehört in Westeuropa zu den Schlusslichtern bei der Lebenserwartung und verliert weiter an Anschluss. Dies meldete jüngst das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und bezieht sich dabei auf eine gemeinsame Studie mit dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Untersucht wurde die Sterblichkeitsentwicklung in 14 EU-Ländern über mehrere Jahrzehnte hinweg.

Im Schnitt lag 2022 die Lebenserwartung für einen Neugeborenen laut BiB hierzulande bei 80,55 Jahre – in Westdeutschland waren es 80,70 Jahre und in Ostdeutschland 80,04 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei den untersuchten westeuropäischen Ländern lag dagegen bei 82,25 Jahren. Deutschland hatte bei diesen Ländern den letzten Platz bei der Lebenserwartung, gefolgt von dem Vereinigten Königreich mit 80,90 Jahren und Finnland mit 81,25 Jahren.

Die drei Länder, in denen die Einwohner im genannten Ländervergleich am längsten leben, waren die Schweiz mit 83,53 Jahren, Spanien mit 83,20 Jahren und Schweden mit 83,05 Jahren.

Rückläufige Lebenserwartung …

Die bisher höchste durchschnittliche Lebenserwartung erreichte Deutschland laut der Untersuchung 2019 mit im Schnitt 81,20 Jahren. Doch damals erreichte auch die Lebenserwartung in den 14 untersuchten Ländern mit 82,61 Jahren den Höchstwert.

Laut Studie konnte Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung 1990 zunächst den Rückstand gegenüber Westdeutschland und Westeuropa deutlich verringern. Insbesondere die ostdeutschen Frauen holten auf. Seit der Jahrtausendwende fallen jedoch sowohl West-als auch Ostdeutschland hinter die Entwicklung in den übrigen westeuropäischen Ländern zurück.

Betrug der Rückstand der Männer auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im restlichen Westeuropa im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre, so hat sich der Abstand bis 2022 auf 1,7 Jahre vergrößert. Bei den Frauen ist er im gleichen Zeitraum von 0,7 Jahren auf 1,4 Jahren gestiegen.

.. und deren Ursachen

Dabei liegt die Sterblichkeit von Menschen im Alter von unter 50 Jahren im Rahmen des westeuropäischen Durchschnitts. Das Bild ändert sich dann bei den älteren Semestern. Männer weisen hierzulande im Alter zwischen 55 und 74 Jahren eine höhere Sterblichkeit auf als Gleichaltrige im westeuropäischen Ausland. Frauen tragen insbesondere ab 75 Jahren zur Sterblichkeitslücke bei.

Als Gründe für den Rückstand bei der Lebenserwartung nennen die Autoren insbesondere einen Nachholbedarf bei der Prävention und der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ähnliches gelte für die Bereiche Tabak- und Alkoholprävention sowie für eine gesunde Ernährung.

Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBA) zeigen, dass in Deutschland Erkrankungen des Kreislaufsystems wie Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Schlaganfall sowie Neubildungen wie Krebs die zwei häufigsten Todesursachen sind. Bei über einem Drittel, im Detail bei 33,6 Prozent der im Jahr 2022 Verstorbenen, war ein Herz-Kreislauf-Leiden der Grund des Ablebens. Krebserkrankungen verursachten zudem 22,5 Prozent der Sterbefälle im genannten Berichtsjahr.

Prävention und Früherkennung

Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen können helfen, die Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Übergewicht, die zu diesen Krankheiten führen oder sie begünstigen, frühzeitig zu erkennen, um dagegen vorzugehen und so das Erkrankungsrisiko zu minimieren. Auch viele Krankheiten wie bestimmte Krebsarten und Krebsvorstufen lassen sich damit im Anfangsstadium erkennen, was bei einer frühzeitigen medizinischen Behandlung die Heilungs- und die Überlebenschancen verbessert.

Sowohl die Krankenkassen als Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als auch die privaten Krankenversicherer (PKV) übernehmen die Kosten für eine Reihe von Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen. PKV-Versicherte können im Vergleich zu GKV-Versicherten je nach Vertragsvereinbarung häufig sogar noch mehr Vorsorgemaßnahmen kostenlos in Anspruch nehmen.

Die Teilnahme an diesen Präventivmaßnahmen wirkt sich bei den PKV-Versicherten nicht negativ auf eine eventuell mögliche Beitragsrückerstattung aus.

Gesunde Lebensweise

Grundsätzlich empfiehlt sich eine gesunde Lebensweise, um das Risiko an diesen oder anderen Leiden zu erkranken, zu minimieren. Experten raten neben gesundem Essen und regelmäßiger Bewegung, nicht zu Rauchen sowie Übergewicht und Stress zu vermeiden.

Zudem sollte auf einen übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist schon ein täglicher Konsum von zehn bis zwölf Gramm reinem Alkohol bei einer Frau ab 21 Jahren sowie von 20 bis 24 Gramm reiner Alkoholmenge bei einem Mann ab 21 Jahren für die Gesundheit riskant. Bereits ein Glas Bier mit 0,3 Liter, 0,125 Liter Wein oder 0,1 Liter Sekt enthalten je nach Alkoholgehalt laut der BZgA zwischen zehn und zwölf Gramm Alkohol.

Tipps für eine gesunde Lebensweise enthalten der Webauftritt Gesund.bund.de des Bundesministeriums der Gesundheit und die Webportale des BZgA Frauengesundheitsportal.de, Maennergesundheitsportal.de und Gesund-aktiv-aelter-werden.de.