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Senioren im Straßenverkehr – (K)ein Risiko

Der Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass ab 65-Jährige vergleichsweise weniger an Verkehrsunfällen beteiligt sind als jüngere Verkehrsteilnehmer. Doch wenn sie in einen Unfall involviert sind, zählen sie häufiger als andere Altersklassen auch zu den Hauptverursachern. Zudem sind im Gegensatz zu den jüngeren Unfallbeteiligten bei den ab 65-Jährigen die Unfallverletzungen meist schwerer. Umso wichtiger ist es daher für Senioren, ihr Unfallrisiko zu minimieren.

Nach der letzten Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ereigneten sich über 2,4 Millionen polizeilich registrierte Verkehrsunfälle, davon knapp 289.700 mit Personenschäden. Insgesamt waren bei allen Verkehrsunfällen knapp 678.100 Verkehrsteilnehmer am Vorfall beteiligt. Nur bei etwa vier Prozent war das Alter nicht bekannt.

Von allen Unfallbeteiligten, bei denen das Alter bekannt war, waren 14,6 Prozent 65 Jahre oder älter. Innerhalb der Bevölkerung Deutschlands liegt jedoch der Anteil der ab 65-Jährigen deutlich höher, nämlich bei 22,1 Prozent. Nach Aussagen des Destatis sind daher ältere Menschen „gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere“.

Das gleiche gilt bei den schweren Verkehrsunfällen mit Verletzten oder Toten. Hier gab es 536.200 Unfallbeteiligte. Bei über 94 Prozent der Unfallbeteiligten war das Alter bekannt. Von diesen waren 15,1 Prozent 65 Jahre oder älter. „Die geringere Unfallbeteiligung dürfte insbesondere daran liegen, dass ältere Menschen seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen, unter anderem, weil sie nicht mehr zur Arbeit fahren“, wie Destatis erklärt.

Ab 65-Jährige sind häufiger die Unfallverursacher …

Die Destatis-Daten belegen jedoch auch, dass ältere Autofahrer, die in einen Unfall mit Personenschaden involviert sind, häufiger die Hauptschuld daran tragen als jüngere Pkw-Fahrer. Insgesamt waren rund 309.300 Pkw-Fahrer an einem so schweren Unfall beteiligt. Davon hatten 57,1 Prozent den Unfall hauptsächlich verursacht.

Unter den am Unfall beteiligten Fahrern im Alter ab 65 Jahren waren dagegen 68,7 Prozent die Hauptverursacher. Zum Vergleich: Von allen unter 65-jährigen Pkw-Fahrern, die beim Unfall involviert waren, waren nur 55,2 Prozent die Hauptschuldigen.

Den höchsten Wert bei allen Altersgruppen haben jedoch die ab 75-jährigen Autofahrer. Von den Unfallbeteiligten dieses Alters trafen 76,6 Prozent die Hauptschuld am Unfall. Selbst bei den Fahranfängern, den 18-bis 20-jährigen Fahrern, lag der Anteil der Hauptschuldigen mit 70,8 Prozent deutlich unter dem Anteil der ab 75-Jährigen.

Auch bei allen 2,4 Millionen Verkehrsunfällen, also mit und ohne Personenschäden, die 2022 zu Fuß oder mit einem Fahrzeug verursacht wurden, zeigen sich ähnliche Unterschiede bei den Altersklassen. Insgesamt waren hier 54,3 Prozent aller Unfallbeteiligten auch Unfallverursacher. Bei den unfallbeteiligten unter 65-Jährigen trafen 53,4 Prozent, bei den ab 65-Jährigen 60,0 Prozent und bei den ab 75-Jährigen 65,2 Prozent die Hauptschuld am Unglück.

… und werden öfter bei einem Unfall schwer verletzt

Insgesamt wurden fast 52.750 Personen im Alter ab 65 Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet, das waren 14,5 Prozent aller rund 363.920 Verkehrsopfer. Von den betroffenen Senioren waren 12.350 schwer und 39.380 leicht verletzt. Weitere 1.023 ab 65-Jährige erlagen ihren Unfallverletzungen. Das waren 36,7 Prozent aller Verkehrstoten im Berichtsjahr, und das obwohl nur 14,5 Prozent aller Verkehrsopfer 65 Jahre oder älter waren.

Von allen ab 65-jährigen Verkehrsopfern wurden somit 1,9 Prozent durch den Unfall getötet und 23,4 Prozent schwer verletzt. Deutlich niedriger sind die entsprechenden anteiligen Werte bei den circa 311.170 Unfallopfern unter 65 Jahren. Hier verstarben 0,6 Prozent der Verkehrsopfer und 14,6 Prozent wurden schwer verletzt.

Destatis sieht folgende Gründe dafür, dass ältere Verkehrsteilnehmer bei Unfällen häufig schwerer verletzt oder gar getötet werden als jüngere: „Hier spiegelt sich zum einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physische Widerstandskraft wider. Zum anderen nehmen ältere Menschen häufiger als ungeschützte Fußgängerinnen und Fußgänger am Verkehr teil und sind daher einem größeren Risiko für schwerwiegendere Verletzungen ausgesetzt.“

Wie Ältere ihr Unfallrisiko minimieren können

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die bei Älteren zu einem höheren Unfallrisiko führen können. So verringern sich beispielsweise mit steigendem Alter häufig das Seh- und Hörvermögen, die Reaktionsfähigkeit, aber auch die Beweglichkeit. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) rät daher jedem ab einem gewissen Alter oder wenn es Anzeichen für eine Fahrunsicherheit gibt, freiwillig einen Gesundheitscheck beispielsweise bei einem Arzt durchzuführen.

Inwieweit bereits Mängel beim Sehvermögen und der Reaktionsfähigkeit bestehen, kann man kostenlos und anonym in einem Online-Selbsttest der DVR-Aktion „Sicher mobil im Alter“ überprüfen. Allerdings sollte man generell regelmäßig bei einem Optiker und einem Augenarzt sein Hör- und Sehvermögen überprüfen lassen. Eventuelle Defizite lassen sich beispielsweise leicht durch eine Brille und/oder ein Hörgerät ausgleichen.

Was speziell ältere Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger beachten sollten und auch aktiv tun können, um sicher mobil zu bleiben, erklären unter anderem Broschüren, Kampagnen und Sicherheitstrainings des DVR. Beispielsweise gibt die DVR-Broschüre „Sicher AUTOmobil im Alter“ Tipps, welche Checks wichtig sind und wie Angehörige und Freunde das Thema Fahrtüchtigkeit ansprechen können, ohne dass es gleich zum Streit kommt.